Im August 2021 wurden wir von einem großen Versicherer beauftragt eine Schadensaufnahme eines "Sichtestrichs" in Wien durchzuführen. Aufgabe war es u.a. herauszufinden, ob der Boden sanierbar ist und was der Grund für die extremen Verschmutzungen ist. Weiterhin wurde der Boden zuvor im Wege der Nachbesserung mit einer hochglänzenden PU-Beschichtung versehen, welche über das schmutzige Erscheinungsbild wegtäuschen sollte.
Um eine mögliche Lösung zu erarbeiten wurden mehrere Testflächen angelegt. Hierbei wurde der Boden angeschliffen und neu poliert. Bei den Arbeitsschritten stellte man fest, dass die PU Beschichtung als Oberflächenschutz in Takt war, allerdings der Boden trotzdem eine oberflächliche Veränderung zeigte. Nach Rücksprache mit dem Auftraggeber wurde hier ein sog. Schnellzement bei der Ausführung des Bodens verwandt.
Die Bearbeitung des Sichtestrich gestaltete sich als schwierig, da der Boden sich kaum polieren ließ. Wunsch des AG war eine relativ matte Optik, welche auch schmutzunempfendlich sein sollte. Nachfolgend ein paar Fotos der damaligen Optik:
Erneute Begutachtung 2023
Im April 2023 wurde der Boden von uns nochmals in Betrachtung gezogen. Die Flächen haben sich trotz Überarbeitung in den ursprünglichen Zustand zurückversetzt. Teilweise sind die materialmäßigen Schäden so stark, dass eine weitere Sanierung keinen Sinn ergeben würde. Die Flächen treten sich ab, verschmutzen stark und leiden unter einer Materialkorrosion. Gerade in öffentlichen Bereichen bei starker Beanspruchung ist dies zu beobachten.
Welche Faktoren in den sog. modernen Bindemitteln "Schnellzemente" dies verursachen, ist bis heute unbekannt. In Deutschland gibt es für die Verwendung von Schnellzementen keine DIN-normmäßige Vorgabe. Alle Produkte dieser Art basieren auf Firmenknowhow der jeweiligen Hersteller und sind in ihrer Zusammensetzung geheim.
Aber warum entscheidet man sich für Sichestriche? Ganz klar: Es ist der niedrige Preis! Auch in diesem Beispiel ließ sich der Bauherr vom niedrigen Preis des Bodensystems locken. Letztendlich wurde die Angelegenheit zu einem Millionenschaden.